„Ein Kapitel in eurem Leben schließt sich heute und bevor sich ein neues öffnet, freuen sich viele Menschen mit euch.“ Mit diesen Worten begrüßte Rektor Achim Libischer am Donnerstag die 80 erfolgreichen Absolventen der Udo-Lindenberg-Mittelschule zur Zeugnisübergabe in der Oskar-Herbig-Halle. Die Erleichterung darüber, den Abschluss in der Tasche zu haben, war den jungen Leuten deutlich ins Gesicht geschrieben. Aber auch alle Eltern – laut Libischer oftmals mehr vom Schulstress geplagt als die Kinder selbst – können aufatmen: „Nun ist es vorbei!“

In Vertretung des Schulverbandsvorsitzenden Eberhard Streit (der aufgrund einer Stadtratssitzung verhindert war), war es an seiner Stellvertreterin Anja Seufert, den Reigen der Laudatoren zu eröffnen. Dabei bediente sie sich eines Songtextes des Schulpaten Udo Lindenberg und forderte die Jugendlichen auf: „Nimm dir das Leben – und lass‘ es nicht mehr los, denn alles, was du hast, ist dieses eine bloß!“ Um dieses „eine“ Leben mit vollen Händen zu greifen, gelte es, Entscheidungen zu treffen, die nicht den anderen, sondern einem selbst gefallen müssen. Anja Seufert forderte dazu auf, sich stets eine eigene Meinung zu bilden und sich nicht mit Fake-News zufrieden zu geben: „Glaubt nicht alles, was auf Facebook gepostet wird“, meinte sie angesichts der zunehmenden Ausbreitung nationalistischer Tendenzen: „Rassismus ist das Letzte, jedes Leben ist gleich viel wert!“ Gerade in Sachen Toleranz und Respekt sei die Udo-Lindenberg-Schule eine gute Schule fürs Leben gewesen. Abschließend rief Anja Seufert den Absolventen zu: „Bleibt weiterhin so coole Socken und macht euer Ding!“

Elternbeiratsvorsitzender Bernd Küchler gehört nach eigenem Bekunden eigentlich zu den „coolen Eltern“, an diesem Tag allerdings bekam auch er „das große Zittern“. Schließlich sei er selbst heute ein „Entlassschüler“, da er nun kein Kind mehr an der Schule hat und aus dem Elternbeirat ausscheidet. Damit schließt sich auch für ihn ein Kapitel im Leben. Aus dem Elternbeirat scheiden neben Bernd Küchler auch Nicole Schmitt und Nina Hohmann aus, sie alle wurden im Rahmen der Feierstunde mit Präsenten und Dankesworten offiziell verabschiedet.

Den Schulabgängern wünschte der scheidende Elternbeiratsvorsitzende indes viel Erfolg für die Zukunft mit den Worten: „Heute hört nicht alles auf, sondern fängt erst an!“ Für Rektor Achim Libischer hatte er mit einem nachträglichen Ständchen zum 50. Geburtstag noch eine Extra-Überraschung parat. Der Jubilar meinte allerdings augenzwinkernd, Bernd Küchler lieber reden statt singen zu hören.

Aber auch Achim Libischer ist einer, den man gerne reden hört. Der Schulleiter der Udo-Lindenberg-Mittelschule versteht es in seinen Ansprachen immer wieder, die Sache auf den Punkt zu bringen. Um einen winzigen schwarzen Punkt drehte sich auch seine Abschlussrede, gemalt auf eine weiße Leinwand. „Was seht ihr da?“ wollte er von den Betrachtern des „Gemäldes“ wissen. Wie erwartet, war der schwarze Fleck allen als erstes ins Auge gesprungen, dem vielen Weiß drumherum wurde hingegen keine Beachtung geschenkt. Und so ist es auch oft im Leben: „Wir schauen erstmal auf das Negative und suchen bei uns oder anderen den schwarzen Fleck“, so Libischer. Zu viele schwarze Punkte können schnell zu einem ganzen Netz werden, das den Blick auf das Positive versperrt. Er forderte dazu auf, von einem solchen Denken wegzukommen und versicherte: „Es gibt so viel Gutes an euch und in euch allen. Und ein kleiner Makel macht jeden von euch zu etwas ganz Besonderem!“

Was tatsächlich alles in ihnen steckt, dokumentieren die guten Ergebnisse der 80 erfolgreichen Absolventen.  Achim Libischer konnte sich über eine „super Quote“ beim „Quali“ freuen (die Zusatzprüfung haben 25 von 37 Absolventen erfolgreich bestanden), die guten Ergebnisse seien aber nicht nur ein Zeichen für den Fleiß und das Durchhaltevermögen der Schüler, sondern auch für den engagierten Unterricht der Pädagogen. Diese vermitteln an der Udo-Lindenberg-Mittelschule auch soziale Kompetenzen, die in Zeugnisnoten nicht messbar sind. Dies habe sich heuer unter anderem bei der Aufführung des Theaterstücks „Unterm selben Stern“ gezeigt.

Für die neunten Klassen wurde nach einer Fotoshow mit Impressionen von der Klassenfahrt nach Berlin die Abschiedsrede von Leonie Spiegel und Tom Euring vorgetragen. Die überhäuften ihre Klassenleiter Thorsten Demling und Sandra Fischer mit Geschenken und stellten anerkennend fest: „Unseren Erfolg haben wir unseren Lehrern zu verdanken!“ Oder haben wir das vielleicht alles nur geträumt? Thorsten Demling nahm seine Schüler mit auf eine seltsame Traumreise, die in mancherlei Hinsicht nicht weit von der Realität entfernt war. Auch ein älterer, wei(s)er Schulleiter kam darin vor, der dem Chaos im Klassenzimmer Einhalt gebieten wollte. „Träumer“ Demling und „Traumdeuterin“ Fischer wünschten allen Absolventen, dass sie ihre Träume verwirklichen können.

Manuel Schmidt, Leiter der Praxisklasse (unterstützt vom Sozialpädagogen Martin Beck), widmete seine Ansprache einer bemerkenswerten jungen Frau aus den Vereinigten Staaten, die eine Charaktereigenschaft besitzt, welche er auch den Schülern im weiteren Leben wünscht: Mut. Die damals 18-jährige Emma Gonzales hat das Schulmassaker von Parkland mit 17 Toten überlebt und daraufhin der Waffenlobby der USA den Kampf erklärt. Dabei lässt sie sich selbst von Morddrohungen nicht abschrecken. Ein solches Verhalten soll den Schulabgängern ein Vorbild sein, wünscht sich Manuel Schmidt: „Geht neuen Herausforderungen mutig entgegen und tretet für eure eigenen Rechte, aber auch die von anderen ein!“

Mittels einer Fotoshow wurden die Anwesenden mit auf die Abschlussfahrt der Klassen 10Ma und 10Mb nach Hamburg genommen. Im Namen der Absolventen des M-Zugs blickten Jonathan Schmitt und Cecile Trost mit einem weinenden und einem lachenden Auge auf zehn Jahre Schule zurück. „Es war eine super Zeit“, versicherten die beiden, wobei sie für Klassenleiterin Melanie Dotzer ein Sonderlob parat hatten. Die neue Konrektorin („Man weiß ja nie, was kommt“) hat sich als lustiges und cooles Energiebündel einen Platz in den Herzen der Schüler erobert – und das nicht nur wegen der vielen Gummibärchen, die als Motivationshilfe verteilt wurden. Mit „Spitzennoten“ wurde aber auch Klassenleiter Markus Hartmann, Mann der Insider-Witze und wilder Achterbahnfahrten, bedacht.

Dass die beiden Pädagogen auch über kabarettistisches Talent verfügen, stellten sie bei ihrem „Koffer-Sketch“ unter Beweis. Kaum war aus den schweren Gepäckstücken, die sie auf die Bühne schleppten, unnötiger Ballast wie Duden und Formelsammlung „rausgeflogen“, kam viel Schönes zutage. Auf der „Packliste“ für die Schüler standen Gesundheit, Zufriedenheit, Erfolg, Gelassenheit und dazu das nötige Quäntchen Glück. Na dann – gute Reise mit leichtem Gepäck!

Nach der feierlichen Zeugnisübergabe ehrten Schulleitung und Schulverband die Jahrgangsbesten. Dies sind: Tom Euring (9a), Henry Landgraf und Anton Fischer (9b), Leon Haag (9P), Jonathan Schmitt (10Ma) und Lea Reifenberger (10Mb). Musikalische Beiträge von Schülerinnen umrahmten die Feierstunde, die sich unaufhaltsam ihrem Ende neigte. Der Oberstufenchor, bestehend aus sechs Absolventinnen, präsentierte sich an diesem Abend letztmals auf der Bühne mit „Story of my Life“ und „Wünsch dir was“, an der Gitarre begleitet von Bastian Reukauf. Zum krönenden Abschluss entlockte Jessica Schreiner dem großen schwarzen Flügel gefühlvolle Töne – damit war der letzte Vorhang gefallen.

„Hinterm Horizont geht’s weiter…“ stand als Motto der Feierstunde auf dem Programm-Flyer geschrieben. Die Koffer voller guter Wünsche sind gepackt. Nun ist es an den Schulabgängern, sich neue Horizonte und Wege zu erschließen, beruflich wie auch privat. Dazu wünscht auch das Team des Streutal-Journals viel Glück und Erfolg.

 

 

Text: Carmen Hahner, Streutal-Journal
Bilder: Carmen Hahner und Simone Haupt