Für Egon Bauß hat die Ferienzeit begonnen – und wird kein Ende mehr nehmen. Der Rektor der Udo-Lindenberg-Mittelschule wurde mit einer fröhlichen Feier im Schulhaus in den Ruhestand verabschiedet. Sein Nachfolger steht schon fest: Konrektor Achim Libischer wird zum 1. August befördert.

Neben Bauß beenden vier weitere Kolleginnen den Dienst an der Mittelschule. „Das kann schon zu Sorgenfalten führen, wenn zehn Prozent des aktiven Personals ihren Arbeitsplatz verlassen“, sagte Schulamtsdirektor Klaus Jörg in seiner Ansprache. Er dankte Gabriele Hentschel, Helga Hohm, Birgit Schindler-Hohm und Helga Wirsching für die geleistete Arbeit als Bildner und Erzieher der Kinder in Mellrichstadt.

 „Ich habe keine Zeit, ich bin jetzt Rentner“ – mit diesem Satz auf der Einladung wollte Egon Bauß bestimmt zum Ausdruck bringen, dass er ihn nicht wegen des bestehenden Lehrermangels um eine Verlängerung seiner Dienstzeit bitten sollte, sagte Jörg scherzhaft. Mit einem Wohnmobilstellplatz auf dem Schulgelände könnte er aber doch noch ein Weilchen unterrichten, lautete sein nicht ganz ernst gemeinter Vorschlag, der das Hobby des Pensionärs in spe aufgriff.

Wenn Egon Bauß Ende nächster Woche 66 Jahre alt wird, hat er über 42 Dienstjahre geleistet und war 25 Jahre in der Schulleitung tätig, so Jörg. 1983 kam er als Hauptschullehrer an die Volksschule Fladungen und wurde 1993 zum Konrektor ernannt. 2004 wurde er Schulleiter der Grund- und Hauptschule. Dabei war auch als Evaluator im Rahmen der Schulentwicklung tätig und hat gesehen, was in der Region verbessert werden kann. Das habe er auch in der kurzen Zeit, in der er in Mellrichstadt wirkte, hervorragend umgesetzt. „Vier Jahre Vitalität, Dynamik und an keinem einzigen Tag Animationsbedarf – das verdient Respekt“, so der Schulamtsdirektor.

Bemerkenswert war sein Einsatz, bis sich die Schule endlich Udo-Lindenberg-Schule nennen durfte. Daneben zeichnete Bauß für die Durchführung beeindruckender Projekte verantwortlich und pflegte einen freundschaftlich-wertschätzenden Umgang mit dem Kollegium. Lob verdiene auch das erfolgreiche Bemühen um das Schulprojekt Inklusionsschule. „Mit einem Satz: Er war ein Glücksfall für die Schule.“

In seine Fußstapfen tritt sein Wunschkandidat: Konrektor Achim Libischer wird zum 1. August die Nachfolge von Egon Bauß antreten. „Die guten Zeiten sind vorbei, jetzt können die besseren kommen!“, sagte der Schulamtsdirektor dazu augenzwinkernd und überreichte Bauß die Pensionierungsurkunde.

Bürgermeister Eberhard Streit stellte die große Verantwortung heraus, der man sich stellt, wenn man sich der Bildung und Erziehung junger Menschen widmet. Rektor Bauß sei den Erwartungen stets mit Sachverstand, Fingerspitzengefühl und Geduld gerecht geworden und habe viele Problemsituationen mit dem ihm eigenen Humor entschärft. Zusammen mit dem Konrektor und allen Mitstreitern sei ein überzeugendes Schulprofil erarbeitet worden.

Dass die Schule so gut funktioniere, sei vor allem der engagierten und kompetenten Arbeit der Schulleitung zu verdanken, betonte Personalratsvorsitzender Jürgen Seidenzahl. Elternbeiratsvorsitzender Bernd Küchler machte es kurz und knackig: „Bauß, Boss an unserer Superschule, ist Geschichte.“

„Herr Bauß kann gut reden, lacht, hat stets ein offenes Ohr, kann sich aufregen, ist gerecht, hilft, macht Musik. Danke, Herr Bauß“, hieß es von Schülerseite. Dazu gab es einen Rucksack, gefüllt mit Utensilien für alle Eventualitäten. „Sie waren uns ein sehr guter Chef“, lobte Beatrix Kümmeth in ihrem Gedicht.

Konrektor Achim Libischer hielt eine launige Laudatio auf seinen Chef, in dessen Fußstapfen er nun tritt. „Was ist das für ein Mensch, der nach 40 Jahren auf die Idee kommt, an die Schule in Mellrichstadt zu wechseln, die viermal so groß und viermal so stressig ist wie die in Fladungen?“, fragte er sich. Ganz einfach: „Er hat Spaß an dem, was er tut.“

Beeindruckt habe Libischer, wie Bauß mit dem Kindern umgeht. Dass er sich nicht nur mit guten und erfolgreichen Schülern schmückt, sondern auch zu denen geht, die Probleme haben und schwierig sind. „Er hat sich selten an Paragraphen oder Bestimmungen orientiert, entscheidend war immer die Person, die ihm gegenüber saß.“ Bauß sei ein Visionär, ein Optimist, einer mit Rückgrat, der den Mund aufmacht und Position bezieht. Einer, der dominiert, ohne dominant zu sein, und sich kümmert. „Einer, der wichtig ist, weil er sich selbst nicht so wichtig nimmt.“

 „Reg dich nicht auf“ – Egon Bauß verriet zum Abschied das Motto, unter das er und Libischer das vergangene Schuljahr gestellt hatten. Er sei jetzt im Jahr vier nach Roland Hoch Schulleiter an dieser Schule. Im ersten Jahr war Joachim Haid Konrektor, da konnte er ganz beruhigt ankommen. Mit Achim Libischer als Konrektor war es dann aus mit der Ruhe. Namensgebung, Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage, diese Projekte erforderten viel Einsatz. Im Jahr vier wollten sie es ruhiger angehen lassen. „Dabei hätten wir beinahe das 40. Schuljubiläum vergessen“, sagte Bauß schmunzelnd.

Eigentlich wollte Bauß sich darüber auslassen, was ihn in den letzten Jahren geärgert hat, etwa, dass die von der Regierung zugeteilten Lehrerstunden zu knapp bemessen sind. Die Rolle des Fußballs werde in Deutschland hochgehalten, im Bildungssystem fehle so viel Geld. „Aber: Es ist das Jahr, in dem wir uns nicht aufregen.“ Schule habe ihm immer Spaß gemacht. Nach einem Rundum-Dankeschön bekannte er: „Als Pensionär mache ich mein Ding und alle das Ihrige!“

Zum Abschluss sang der Lehrerchor unter Leitung von Wolfgang Orff einen umgedichteten Text aus Clemens Bittlingers „Aufsteh‘n, aufeinander zugeh‘n (und in das Wohnmobil geh‘n)“. Als Geschenk gab es, wie könnte es anders sein, ein Konterfei von Udo Lindenberg.

 

Text: Brigitte Gbureck
Bilder: Simone Haupt