Panikrocker Udo Lindenberg erzählt uns im Interview, wie er über Schneemänner denkt, was das Peace-Zeichen für ihn bedeutet und warum er sich jedes Jahr aufs Neue für Kinder ins Zeug legt.
UNICEF: Lieber Udo, du hast wieder eine tolle Winter-Weihnachtskarte für UNICEF gezeichnet. In diesem Jahr ist der Schneemann das zentrale Motiv. Warum?
Udo Lindenberg: Der Schneemann ist ja ein vertrautes Bild aus unserer Kindheit. Den kennen wir alle. Die Kinder freuen sich jedes Jahr drauf, so einen Mr. Coolman zu bauen. Doch das wird immer schwieriger, vielleicht gibt es irgendwann überhaupt keine Schneemänner mehr. Stichwort: Klimawandel. Der Klimawandel trifft überall auf der Welt die Kinder. Überschwemmungen, Hitze, Dürren, Ernteausfälle – das sind die Folgen. Verheerende Effekte für uns alle! Vor allem die Kinder müssen mit dem Wahnsinn klarkommen, den wir mit diesem Planeten anrichten. Gut, dass es eine Organisation wie UNICEF gibt – die helfen den Kindern, die am wenigsten für das Klima-Chaos können.
UNICEF: Wer genau hinschaut, sieht auch wieder ein Peace-Zeichen auf dem Schneemann. Was bedeutet dir das?
Udo Lindenberg: Ja, neben den ganzen Klimaproblemen gibt es immer wieder Kriege. Deshalb ist das Peace-Zeichen immer wieder auf meinen Bildern für UNICEF drauf. Ich denke an das John Lennon-Lied „Imagine“: ‚You may say I’m a dreamer…‘ Träumt einer alleine, bleibt es ein Traum. Träumen wir aber zusammen, wird’s Realität. Und Frieden muss doch irgendwann Realität werden. Das scheint ne unmögliche Vision zu sein, bei all den Konflikten überall auf der Welt.
Mehr und mehr Leute müssen aufstehen und sagen: Stoppt die ganzen Idioten, machtgeilen Ego-Deppen, Kriegstreiber und die Rüstungsindustrie. Die Menschen nehmen Kriege hin, als wären es unabänderliche Naturgewalten. Nein, der ganze Scheiß ist von Menschen gemacht. Ich träume von dem Tag, an dem das Weltgewissen aufwacht und laut und fordernd wird und den Wahnsinn stoppt. Ich weiß, den Traum vom Frieden haben ja praktisch alle Menschen. Wir müssen ihn endlich umsetzen. Lass uns zusammen wieder ne machtvolle Friedensbewegung aufbauen. Es ist doch absurd, dass Menschen sterben für die Gier der Waffenindustrie, für Nationalgedusel oder manchmal auch für Götter. Religionskriege – Mensch, leben wir denn immer noch n paar Hundert Jahre zurück? Außerdem: Die Aufrüstung, die momentan läuft, verschlingt so unvorstellbar viel Kohle, davon könnte man alle Menschen auf dieser Welt mühelos ernähren. Alle!!! Kein Kind müsste mehr verhungern.
UNICEF: Aber grundsätzlich sind deine Kartenmotive auch witzig und fröhlich – der Schnee-Män und die Nachtigall lächeln immerhin.
Udo Lindenberg: Fröhlichkeit ist ein wichtiges Element in meinen UNICEF Karten. Gute Laune bringt Power und gute Energie. Und gute Energie macht uns stärker, wenn wir was bewegen wollen.
UNICEF: Ist Weihnachten eine besondere Zeit für dich, um was zu bewegen?
Udo Lindenberg: Ich will nicht nur an Weihnachten helfen, sondern das ganze Jahr. Deshalb male ich jedes Jahr für UNICEF – weil ich weiß, dass UNICEF das ganze Jahr über mit dem Geld was Sinnvolles anfangen kann. Seit sieben Jahren male ich für die UNICEF Weihnachtsaktion, und das bringt hoffentlich wieder viel Kohle für Kinder.
UNICEF: Was ist denn deine Motivation? Warum engagierst du dich immer wieder, z.B. mit einer selbst gemalten UNICEF-Karte?
Udo Lindenberg: Jeder ist mitverantwortlich für diesen Planeten, jeder kann etwas machen. Ich male als international denkender Planeten-Bürger, weil ich mich für die Situationen auf der Welt mitverantwortlich fühle. Mir ist es nicht egal, wenn wir die Zukunft der Kinder verspielen. Wenn jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten was macht, können wir sehr viel erreichen.
Dieses Jahr ist es Mr. Coolman aus Schnee geworden, ich dachte, damit zaubere ich mal ein bisschen was. So nach dem Motto: „Leicht gemacht – viel gebracht“. Und Mr. Coolman ist außerdem einer, der auch in unseren heißen Zeiten einen kühlen Kopf bewahrt. Damit hilft er UNICEF hoffentlich, noch mehr am Start zu sein.
UNICEF: Lieber Udo, danke für das Gespräch!
Die Udo-Lindenberg-Karte gibt es hier im UNICEF-Shop!
Das Interview führte Claudia Berger
Foto: Tine Acke
Quelle: Unicef.de, 30.11.2017
Originaltext: https://www.udo-lindenberg.de/mir-ist-es-nicht-egal-wenn-wir-die-zukunft-der-kinder-verspielen-.8545.htm